Montag, 15. Juli 2013

Leichttraben? Englischtraben? Oder doch nach preußischer Manier?

Ich habe in der letzten Woche ein interessantes Buch gelesen:

"Das athletische Pferd" von Horst Becker. [Klick]
Einige interessante Sachen sind dort zu finden und Eine interessierte mich ganz besonders.

Das Leichttraben und Englischtraben (S76ff)

Wie lernt man das noch gleich in der Reitschule? Genau immer auf dem äußere Vorderbein aufstehen...
Das wars auch im Prinzip schon, alles andere läuft unter "auf dem falschen Fuß sein"

Dass es zwei Arten des Leichttrabens gibt, wird entweder verschwiegen oder keiner kennt die andere Variante! Ich denke eher kaum jemand kennt mehr die klassische Reitweise oder ihre Ursprungsformen, wenn es nicht in der H.Dv.12 geschrieben steht. Und man glaubt auch nicht, dass die "Alten" sich da was bei gedacht haben könnten. "Die Jugend verkommt" - Stellten auch schon die alten Philosophen fest :)

Horst Becker beschreibt:

Das Englischtraben /erleichterter Trab nach englischer Manier:

Die ursprüngliche Form des Leichttrabens!
In der Bahn ritt man auf der rechten Hand Rechtstrab und auf der linken Hand Linkstrab.
Sprich aufstehen auf dem inneren Vorderbein (ich finde das so schöner zu merken :) ).
Warum? Aufstehen auf dem inneren Vorderbein bedeutet einsitzen auf dem inneren Hinterbein (wenn dieses vorschwingt, der Reiter ist quasi ruhiger beim Einsitzen).
Zitat [S.76, 2. Spalte, Zeile 13ff]: " Dies hat zur Folge, dass sich die innere Kruppenmuskeln schneller anspannen und so auch mehr Schubenergie entwickeln. Dadurch wird zum Beispiel eine Taktunreinheit ausgeglichen, die durch ein schwächeres Hinterbein ausgelöst wird."
Bedeutet weiterhin, dass die Versammlungsfähigkeit gefördert wird.

Warum traben wir denn dann alle fröhlich andersrum????
Ausnahmsweise habens mal nicht die Schweizer erfunden. Die Preußen sinds schuld :)
Die preußische Variante, heute bekannt als Leichttraben.
Da die Armeeeinheiten in einem recht hohem Tempo unterwegs waren, fanden die Pferde es bequemer in den Ecken einfach anzugaloppieren.
Um dies zu verhindern trabte man nun auf dem äußeren Vorderbein und saß auf dem äußeren Hinterbein ein.
Somit war das Gleichgewicht des Pferdes in Wendungen soweit gestört, dass ein angalloppieren nicht mehr möglich war und erst ein halber Takt ausgesessen werden musste.


Zu schade, dass solch ein Wissen in Vergessenheit gerät...
Ich musste es natürlich Abends gleich mal testen.
Das Ergebnis war völlig überraschend...
Da mein liebes Pferd ja meist im Gelände geradeaus geht und nur zu Kreisen und Schlangenlinien genötigt wird, wenn ich eine freie Fläche finde, gelingen diese auch eher nur selten im Trab wirklich schön.
Ich habe dann verschiedene Varianten getestet und musste erkennen, dass Englischtraben sehr viel deutlich besser funktioniert. Aus Überraschungseiern wurden jetzt auch Kreise und der Kopf nahm schon nach kurzer Zeit eine deutlichere VA-Haltung an, auch die Kautätigkeit setzte früher als sonst ein.
Kurz: Ich bin überzeugt. Aber man muss auch dazu sagen, dass wenn man fast 20 Jahre lang nur eine Form des Leichttrabens praktiziert hat, die Umstellung kopfmäßig gar nicht so einfach ist und zumindest ich für meinen Teil immer mal wieder ins alter Muster gerutscht bin, ohne aktiv daran teilzuhaben :D
Üben üben üben.


Es sei noch gesagt, dass in dem Buch noch einige andere Dinge stehen, wann man welche Art des Leichttrabens sinnvoll einsetzen kann (bei div. Problemen oder Seitengängen), auf diese gehe ich aber hier nicht ein.

Viel Spaß!

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