Mittwoch, 3. Juni 2015

Dülmener Wildpferdefang

Nach vier Jahren haben wir es endlich geschafft Karten für den Dülmener Wildpferdefang 2015 zu bekommen.

Eigentlich wollte ich hier lediglich ein paar Fotos davon zeigen.
Der Beitrag im WDR gibt aber Anlass dazu doch ein paar Zeilen zu schreiben.

Der Film ist hier in der Mediathek zu sehen (Quelle: WDR, am 03.06.2015).

Ja - das Einfangen ist naürlich auch Stress für die Pferde.
Ja - es können natürlich Unfälle passieren.
Ja - es ist natürlich möglich die Stuten zu sterilisieren.

Aber....

Wo sind die Tierschützer bei reiner Boxenhaltung, wo Pferde mindestens 23 Stunden am Tag in einem Käfig stehen, der im Verhältnis einem Gästeklo entspricht?
Wo sind die Tierschützer dort, wo wirklich viele - ich nenne es mal chronisch gestresste Pferde sind? Auf kleinen und großen Turnieren. Wo sehr oft der falsche Ehrgeiz der kleinen und großen Reiter zu Lasten der Tiere geht? Dort wo man wirklich das seelische Leid am Gesicht der Pferde ablesen kann und das TAG FÜR TAG und nicht nur für drei Stunden in einer großen Arena, wo den Tieren in begrenztem Rahmen sogar noch die natürliche Möglichkeit zur Flucht gegeben wird.
Wo sind die Tierschützer, wenn Kälber sofort nach der Geburt von der Mutter weggenommen werden, um den Milchkonsum der hiesigen Bevölkerung decken zu können?
Die Liste der öffentlich tolerierten Tierquälerei lässt sich wohl auch noch ein paar Stunden fortführen.

Selbstverständlich wäre die Sterilisation der Stuten eine Möglichkeit....
Dazu müssen die Tiere aber auch gefangen werden. Und in welchem Verhältnis steht es jedes Jahr 200 Tiere fangen und behandeln zu müssen in einem engem Zwangsstand anstatt 33 Jungtiere herauszufangen.
Wieviel mehr an Zeit-, Material- und Personalaufwand - Wer bezahlt das denn dann????
Was, wenn durch einen harten Winter oder ähnliches die Herde extrem minimiert wird? Dann gibt es keinen Nachwuchs und das wars mit unseren letzten wild lebenden Pferden. Haben wir dann was gewonnen? Ist die Sterilisation ohne Nebenwirkungen? Können davon nicht evtl. auch die Stuten sterben. Und dann ist im Zweifel kein Tierarzt mehr zugegen, wie in der Arena...

Das das Einfangen ein gesundheitliches Risiko für Mensch und Tier ist, steht außer Frage. Natürlich können Unfälle passieren. So wie offensichtlich vor zwei Jahren geschehen.
Komischerweise spricht keiner der Tierschützer mal davon, was denn alles durch nicht angeleinte Hunde so passiert "die doch nur mal spielen wollen" und von ihren Besitzern auf Koppeln gelassen werden oder im Wald frei laufen.

Schlussendlich bleibt auch zu sagen, dass die Tiere in der Arena, die auf den Rängen sitzenden Menschen gar nicht als große Gefahr wahrnehmen, wie von den "Experten" behauptet.
Wie man ja weiss - auch als Tierschützer - sieht ein Pferd nicht besonders tiefenscharf. Es kann also die einzelnen Individuen auf den Rängen gar nicht als solche wahrnehmen. Und wenn die Tiere gemerkt haben, dass diese amorphe Masse dort bleibt wo sie ist, interessieren sie sich recht wenig für die Ränge.Dies ist übrigens auch der Grund, warum aufmerksame (Reit-)Pferde bei einer Gruppe Spaziergängern vielleicht mal genauer hinschauen wollen, da sie entsprechend der Distanz nur die Umrisse der Gruppe wahrnehmen und diese Form mit nichts ihnen Bekanntem in Verbindung bringen können.
Entsprechend sehen auch die Wildpferde nur die bunten Punkte der gelben Regenjacken auf den Rängen. (Was war das denn bitte für ein Wetter am Samstag - bäähh!)

Hätten sich die demonstrierenden Tierschützer auch Karten gekauft, hätten sie einige spannende Dinge beobachten können.

Ein Pferd kann ganz genau sagen, wann vom Raubtier Gefahr ausgeht und wann nicht. (Siehe das Interview mit der zuständigen Försterin im WDR-Beitrag oder auch Afrika-Dokus im Fernsehen, wo ganz oft Löwen nur einige Meter von der Zebraherde entfernt liegen, weil gerade keine Gefahr von ihnen ausgeht.)
So kam es immer und immer wieder vor, dass die Stuten aus Neugier den Fängern so nah kamen, dass sie diese wieder verscheuchen mussten oder Tiere auch bis zum Hengststall mitliefen.
Die Erfahrenen Stuten stellten sich teilweise quasi schon von alleine vor die Tore des Stutenpaddocks.
Stressgesichter, wie man sie ansonsten jede Woche auf Turnierplätzen sehen kann, habe ich bei den einzelnen Tieren kaum gesehen.

Der professionelle Umgang der Fänger sei hier auch erwähnt. Also ich habe schon oft genug Leute gesehen, die mehr Probleme hatten ihre domestizierten schweine teuren Pferde von der Box zum Putzplatz zu bringen, als diese Männer die Wildlinge einmal durch die Bahn zum Hengsstall.
Wo die Fohlen übrigens dann auch sehr ruhig standen. Zwar aufmerksam waren, aber wenn ein Pferd anfängt zu grasen ist da kein echter Stress. Denn beim Grasen muss das Pferd den Kopf tief nehmen, wodurch es seine Umgebung nicht mehr so gut beobachten kann. Ein Pferd in echter Alarmbereitschaft fängt entsprechend nicht gemütlich an nach Gras zu suchen oder noch Rangstreitigkeiten auszumachen oder aber sich mit dem Hinterhuf am Ohr zu kratzen, so wie ich es beobachtet habe.
Allgemein können sich viele vom Verhalten der Männer gegenüber der Fohlen mal ne große Scheibe abschneiden. Es herrschten Ruhe und Können vor. Möglichst schnelles Zugreifen und herausfangen aus der Herde und dann Geduld. Wirklich ganz toll!!!

Das Herden übrigens hin und wieder von Raubtieren angegriffen werden ist auch völlig normal und gehört zu ihrer Natur.
Interessantes habe ich dazu in dem Buch von Jaime Jackson "Paddock Paradise, a guide to natural horse boarding" gelesen. Sehr interessant übrigens. Hier rät der Autor sogar dazu über Lautsprecher hin und wieder Raubtiergeräusche einzuspielen um die Tiere quasi im Kopf fit zu halten. Gut - ob man das jetzt zuhause umsetzen muss... meine Pferde haben auch so genug Außenreize.

Was ich noch beobachtet habe, war die natürliche Gangveranlagung. Ich habe alle Seitengänge mal in natürlicher Form gesehen, klare Gänge, schwingende Rücken. So sieht das aus, wenn der Mensch seine Finger mal nicht im Spiel hat! Allein die Bemuskelung der Tiere lässt erkennen, was der Reiter doch so alles kaputt machen kann und wie es auszusehen hätte....

Ach ich hätte so viel noch dazu zu sagen, will es aber nun dabei belassen und lediglich kurz zusammenfassen:

Ja - natürlich ist das Einfangen Stress für die Tiere. Es ist aber immer noch die schonendste Variante den Herdenbestand zu kontrollieren. Und auch die Form eines großen Spaektakels finde ich nicht verwerflich, denn irgendwie muss der Erhalt dieser Tiere ja auch finanziert werden! Auch wenn sie sich selbst überlassen werden, das Areal, welches ihnen zur Verfügung steht muss unterhalten werden. Sonst wären die Flächen schon längst Bauland geworden... Um Innzucht zu vermeiden müssen nicht nur die Junghengste raus, sondern auch hin und wieder andere Deckhengste eingesetzt werden - kostet auch. Und noch ganz viele andere Kostenquellen, die man als Außenstehender gar nicht so erfassen kann.

Und irgendwann bekomme ich auch so einen ;)
Für mich ist diese Veranstaltung keine Tierquälerei.
Es wäre natürlich am schönsten wenn man gar nichts machen müsste - klar - aber das ist hier leider nicht mehr möglich.

Und jetzt ein paar Fotos:









Natürlich kommen auch solche Szenen vor. Wer aber schonmal selbst Hühner oder so fangen musste - meint ihr, das sieht dann besser aus??? Was man hat, hat man. Zupacken, kurz, knapp und fertig. Statt lange hinterherzuhetzen und es dann aus lauter Erschöpfung "sanfter" einfangen zu können.
Szenen die man manchmal beim Verladen von Pferden sieht, sind viel schlimmer und besonders von erheblich längerer Dauer!!! Pferde und Fänger sind übrigens alle unverletzt geblieben. Blaue Flecken ausgenommen. Man beachte die Herde im unteren Bild!




Was die Medien dann aber nicht zeigen ist sowas:

Ruhe und Geduld.



und der wohl außergewöhnlichste Junghengst, der gefangen wurde :)



Besonders schön fand ich auch das:

 Wo ist die Mama?
 Schwupps....
schließlich sollen die Fänger ja auch nur aufpassen, dass keins raus kommt. Von rein war nie die Rede :)


Wann sieht man Pferde mal so laufen?


Für die Stuten geht es wieder nach hause.

Und für die kleinen Hengste zur Versteigerung.






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